13. April 2021

LMV April 2021: Dekolonialisierung von Naturschutz



Die Kämpfe gegen die Biodiversitäts- und Klimakrise sind die größten Aufgaben unserer Generation. Der Klimawandel trifft die Menschen am härtesten, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Für uns ist klar: Klimagerechtigkeit darf keine leere Worthülse bleiben. Sowohl Natur- als auch Klimaschutz müssen stets mit Menschenrechten konsequent zusammen gedacht werden.

Dabei dürfen jedoch internationaler Natur- und Klimaschutz nicht koloniale Machtstrukturen verfestigen. Auf der nächsten IUCN Konferenz soll ein neues Rahmenwerk zum Erhalt der Biodiversität (Global Biodiversity Framework, GBF) beschlossen werden. In diesem Rahmen wird das auch von Deutschland unterstützte Ziel formuliert, dass 30% der Erde bis zum Jahre 2030 in sogenannte Schutzgebiete umgewandelt werden. Eine Vielzahl an Wissenschaftler*innen und Nichtregierungsorganisationen warnen davor, dass diese Umsetzung zur massiven Vertreibung von marginalisierten und indigenen Gemeinschaften führen wird. Die Idee des sogenannten Festungsnaturschutzes, sowie die zunehmende Militarisierung von Naturschutz basieren auf kolonialen und rassistischen Annahmen. Die Regionen mit der größten Artenvielfalt weltweit sind indigene Territorien. Indigene Gemeinschaften werden vertrieben und Richtlinien, wie die Notwendigkeit von vorheriger Zustimmung, häufig missachtet. Statt koloniale Konzepte von Schutzgebieten, in denen Mensch und Natur gegeneinander ausgespielt werden, müssen wir echte Antworten auf die Klimakrise vorantreiben. Der Schutz indigener Territorien ist dabei eine der wirksamsten Art und Weisen, die Biodiversität auf diesem Planeten zu schützen.

Wir als GRÜNE JUGEND Hessen lehnen einen Natur- und Klimaschutz, welcher koloniale Kontinuitäten reproduziert, klar ab und machen deutlich, dass echter Schutz von Klima und biologischer Vielfalt nur gemeinsam mit den Menschen und indigenen Gemeinschaften funktioniert. Wir fordern daher, dass das 30%-Ziel des GBF durch strenge Schutzklauseln für Indigene und andere vom Land abhängige Gemeinschaften flankiert wird. Die Einhaltung der Regeln ist dabei von unabhängigen Stellen kontinuierlich zu evaluieren, die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung durch die Ausweisung von Schutzgebieten wissenschaftlich zu überprüfen. Die konsequente Dekolonialisierung von Natur- und Klimaschutz, sowie die Überprüfung aller Maßnahmen auf koloniale Kontinuitäten und der Anpassung dieser sind grundlegend. Zudem bekräftigen wir den Ansatz der Sustainable Development Goals, vor Ort mit Klimaschutz anzufangen. Wir bekennen uns zum 1,5 Grad Ziel und genau deswegen ist es für uns elementar, dass Naturschutz, Klimaschutz und Menschenrechte konsequent zusammengedacht werden.

 

Beschlossen am 10.04.2021 auf der digitalen Landesmitgliederversammlung.



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