29. Oktober 2019

LMV Oktober 2019: Schutz des Wolfes in Hessen aufrechterhalten!



In der öffentlichen Debatte werden Wölfe immer wieder als blutrünstige Monster dargestellt und einzelne Tiere zu oft vorschnell als „Problemwölfe“ eingestuft, die massenhaft Nutztiere töten und Menschen durch ihre Nähe gefährden würden. Passend dazu soll nach monatelangem Streit in der Bundesregierung der Abschuss von Wölfen, die wiederholt geschützte Nutztiere gerissen haben, künftig bundesweit einfacher werden – mit einer Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (§45 Absatz 7). Wir stellen uns gegen diese Untergrabung des Artenschutzes und die Priorisierung von Partikularinteressen! Hessen soll wieder Wolfsland werden!

Klar ist, dass in Hessen jährlich rund 15.000 Schafe und Ziegen sowie mehr als 20.000 Kälber während der Geburt, durch Krankheiten oder andere Ursachen vorzeitig zu Tode kommen. Im Vergleich wurden in diesem Jahr (2019) in Hessen bisher lediglich zwölf Wolfsrisse bei Nutztieren nachgewiesen. Den Wolf also pauschal als massive Bedrohung für Nutztierhalter*innen und Grund für Gesetzesaufweichungen zu sehen, ist somit fadenscheinig. Klar ist, dass das Schäfer*innentum nicht bzw. nicht in erster Linie vom Wolf bedroht ist. In den allermeisten Fällen zwingen wirtschaftliche Umstände Weidetierhalter*innen dazu ihren Beruf aufzugeben, weil Fleisch und Wolle schlichtweg zu billig geworden sind.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze will den Abschuss von Wölfen erleichtern, dafür will sie das Naturschutzgesetz ändern. Konkret soll ein Wolf künftig bereits geschossen werden dürfen, wenn er „ernste landwirtschaftliche Schäden“ verursacht. Bislang war von „erheblichem Schaden“ die Rede, der von den Gerichten erst bei einer Bedrohung der Existenz gesehen wurde. Wir kritisieren die von Schulze geplante Gesetzesänderung “Lex Wolf” klar. Hier wird deutlich, dass nach wirtschaftlichem Interesse und nicht nach Artenschutz gehandelt wird. Nach Wolfsrissen sollen, den Plänen der Bundesregierung zufolge, Einzeltiere so lange abgeschossen werden, bis es keine weiteren Schäden mehr gibt, auch wenn unklar ist, welcher Wolf genau die Nutztiere angegriffen hat. Allerdings muss jeder Abschuss zuvor genehmigt werden.

Der Wolf war früher in ganz Europa verbreitet. In vielen Gebieten wurde er durch menschliche Verfolgung ausgerottet oder massiv zurückgedrängt, so auch in Hessen. Er musste der zunehmenden Nutztierhaltung des Menschen weichen und wurde vermehrt als Beutekonkurrent wahrgenommen. Erst in den 1970er und 1980er Jahren erfolgte ein Umdenken und der Wolf wurde in einigen europäischen Ländern unter Schutz gestellt. So ist er in den westlichen Bundesländern seit 1987 eine streng geschützte Art. Mit der Wiedervereinigung wurde der Schutzstatus auf ganz Deutschland ausgeweitet und 1992 wurden Wölfe EU-weit als prioritäre FFH-Art (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) unter Schutz gestellt.

Seit dem Jahr 2006 gibt es in Hessen immer wieder einzelne durchziehende Wölfe, ohne dass sie ausgesetzt, angelockt oder angesiedelt wurden. Bis Anfang 2015 konnte nur ein Wolf nachweislich über mehrere Jahre im Reinhardswald überleben (2006 bis 2011). Es wird erwartet, dass in nächster Zeit mehr Wölfe den Weg nach Hessen finden werden, bisher waren es immer nur Einzeltiere auf der „Durchreise“. Die GRÜNE JUGEND Hessen setzt sich dafür ein, dass Wölfe in Hessen wieder Reviere beziehen können und Hessen nicht nur durchqueren. Hessen soll wieder Wolfsland werden!

Wir fordern einen konsequenten Schutz des Wolfes in Hessen! Dabei steht die Erhaltung dieser bedrohten Art im Vordergrund. Der illegale Abschuss von Tieren soll strenger beobachtet und härter bestraft werden. Außerdem soll das Anfüttern von Wölfen strenger bestraft werden und durch vermehrte Aufklärung, die negativen Folgen davon bekannter werden. Denn die meisten Konflikte mit Wölfen entstehen aus dem Fehlverhalten von Menschen, wie zum Beispiel Anfüttern. Partikularinteressen und Hysterie sollen nicht dem Artenschutz übergeordnet werden.

Wie fordern innovativen Herdenschutz. Um das Nebeneinander von Wolf und Mensch möglichst konfliktfrei zu gestalten, sollen neue Techniken Anwendung finde, wie zum Beispiel das Anbringen von Halsbändern bei bestimmten Wölfen, welche Elektroschocks verpassen sobald sie zu nah an Herden kommen. Als weiteres Mittel sollen Gummigeschosse zur Vertreibung von Herden eingesetzt werden. So soll den Tieren antrainiert werden, sich von Menschen und Nutztieren fernzuhalten. Darüber hinaus sollen als vorbeugende Maßnahme Herdenschutzhunde und -esel zum Einsatz kommen. Wölfe sollen durch diese Maßnahmen lernen, dass sie in der Nähe von Menschen keine Beute zu erwarten haben. Wir setzen uns somit für die Förderung von konsequenten und präventiven Herdenschutz ein. Der Herdenschutz, vor allem der präventive, wurde in der Vergangenheit vernachlässigt.

Das Image des Wolfes soll verbessert werden. Medien bevorzugen Negativnachrichten, da diese mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Wolf darf diesem Umstand nicht zum Opfer fallen. Denn der Wolf stellt keine Bedrohung für Menschen dar, es gibt in Deutschland keine Wolfsangriffe auf Menschen. Um mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung zu schaffen, sollen breite Aufklärungsangebote und Informationskampagnen ins Leben gerufen werden. Dabei soll auch der Bevölkerung klar gemacht werden, dass sie sich Wölfen nicht nähern sollten, damit sich die Tiere nicht an sie gewöhnen.

Die GRÜNE JUGEND Hessen kritisiert klar die von Schulze geplante Gesetzesänderung “Lex Wolf” und versteht sie als eine Aufweichung des Artenschutzes. Diese Aufweichung hätte besonders in Hessen negative Folgen, da sich hier endlich wieder Wölfe aufhalten.

Wir fordern als GRÜNE JUGEND Hessen von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Hessen ein klares “Nein” zur geplanten “Lex Wolf” und das Aufzeigen der negativen Konsequenzen dieser Gesetzesänderung für den Artenschutz in Hessen.

Es ist wichtig, das künftige Zusammenleben von Wölfen und Menschen in Hessen vorzubereiten und für Akzeptanz in der Bevölkerung zu sorgen, nur so kann Hessen wieder zum Revier von Wolfsrudeln werden. Dabei ist deutlich, dass Angriffe auf Nutztiere sogar zunehmen, wenn die Rudelstruktur durch Abschüsse von Wölfen zerstört wird, da fremde Wölfe einwandern könnten oder junge Wölfe ohne Elterntiere Nahrung jagen müssten.

Beschlossen am 27.10.2019 auf der Landesmitgliederversammlung in Wetzlar.



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