7. November 2016

LMV November 2016: Hessen ist bereit für ein modularisiertes Schulsystem



Die Grüne Jugend Hessen sieht zentrale Vorteile im langen gemeinsamen Lernen von Schüler*innen, die sich im aktuellen System durch den Besuch unterschiedlicher Schulformen nicht begegnen würden. Wir denken dabei nicht nur, aber auch, an die Inklusion von Schüler*innen mit Behinderung. Nach der gemeinsamen Grundschulzeit von vier Jahren sollen alle Schüler*innen weiterhin gemeinsam, bis zum optionalen Besuch einer Oberstufe, unterrichtet werden können. Um der individuellen Förderung aller Schüler*innen gerecht zu werden, setzen wir uns für ein modularisiertes Schulsystem ein. In den Fächern Deutsch, Mathe, Englisch sind thematische Module in unterschiedlicher, meist mehrwöchiger, Länge vorgesehen. Ein Modul wird durch eine schriftliche Modulprüfung, die unterschiedliche Wissensniveaus, z.B. Grundlagen, Aufbau und Vertiefung, abdeckt, abgeschlossen. Am Beginn eines Moduls setzen sich die Schüler*innen individuelle Lernziele. Eingeleitet wird es durch eine allgemeine Einführung durch die betreuenden Lehrkräfte. Jede Schüler*in kann individuell entscheiden, welche Aufgaben sie zu welcher Zeit und in welchem Umfang bearbeitet. Wichtig ist nur, dass sie sich am Ende des Moduls auf die Modulprüfung gut vorbereitet sieht. Sie entscheiden selbst, welche Prüfung (Grundlagen, Aufbaue oder Vertiefung) sie ablegen wollen, sie haben bei Nicht-Bestehen der Prüfung einmalig die Möglichkeit die Prüfung, oder optional die nächstmögliche Stufe (Grundlagen oder Aufbau) der Prüfung, zu wiederholen. Bestehen sie auch diese nicht, muss das Modul erneut absolviert werden.
In geistes- und naturwissenschaftlichen Fächern werden projektbezogene Module absolviert. Diese können durchaus auch einen größeren zeitlichen Umfang einnehmen. Für die Jahrgänge 5/6, 7/8 und 9/10 existieren Projektpools. Alle dort aufgelisteten, den geistes- und naturwissenschaftlichen Fächern zuzurechnenden, Projekte müssen von allen Schüler*innen im Laufe der beiden Jahrgänge absolviert werden. Am Ende eines Projektes steht eine Projektprüfung, die auch andere Formen als eine Klausur einnehmen kann. In musischen, sportlichen und anderen Fächern soll ähnlich umgegangen werden. Hier legen wir Wert auf individuelle Entfaltungsmöglichkeiten der Schüler*innen. Sie sollen weniger auf den Abschluss einer Modul- oder Projektprüfung vorbereiten, als die Möglichkeit eröffnen, eigenverantwortlich und nach individuellen Interessen zu lernen.
Auf freiwilliger Basis können die Schüler*innen eine zweite Fremdsprache belegen. Für diejenigen unter ihnen, die das Abitur ablegen wollen, ist Unterricht in einer zweiten Fremdsprache ab spätestens der neunten Jahrgangsstufe, mit anschließender Fortführung während des Abiturs, verpflichtend.
Die Modul- und Projektprüfungen werden mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“ bewertet. Die Lehrkräfte erstellen zusätzlich eine individuelle Bewertung mit entsprechendem Lob und Kritik. Solange im bundesweiten System noch eine Benotungsskala für Abschlüsse nötig ist, schlagen wir folgende Umsetzung im Hinblick auf die Benotung von Abschlüssen vor: Ab der neunten Jahrgangsstufe, sollen die Schüler*innen für ihre erbrachten Leistungen Punkte auf einer Skala von 0-15, wobei 15 die maximale Punktzahl darstellt und zum Bestehen eines Moduls mindestens fünf Punkte benötigt werden, erhalten. Mit dem Zeugnis soll sein eine Auflistung der erbrachten, bestandenen Leistungen verbunden sein, so dass die Betrachter*innen einen Überblick über die Kenntnisse der Schüler*innen erhalten können.
Nach Beendigung der neunten Jahrgangsstufen unterziehen sich alle Schüler*in der ersten Abschlussprüfung. Die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch werden auf schriftlicher Basis geprüft. In einem vierten Prüfungsfach ihrer Wahl haben sie die Möglichkeit ein von ihnen in der Schulzeit ausgearbeitetes Projekt vorzustellen. Alle Prüfungen haben die gleiche Gewichtung. Mit dem Bestehen der Prüfungen wird ihnen der erste Abschluss verliehen. Die bestandene Prüfung wird mit einer Gesamtnote beziffert. Die Schüler*innen haben die Möglichkeit nach dieser Prüfung ihre Schullaufbahn zu beenden.
Nach Beendigung der zehnten Jahrgangsstufe unterziehen sich alle Schüler*innen der zweiten Abschlussprüfung. Die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch werden auf schriftlicher Basis geprüft. In einem vierten Prüfungsfach ihrer Wahl, aus dem geistes- oder naturwissenschaftlichen Bereich, haben sie die Möglichkeit ein von ihnen in der Schulzeit ausgearbeitetes Projekt vorzustellen.
In einem fünften Prüfungsfach ihrer Wahl, aus dem geistes- oder naturwissenschaftlichen Bereich, aus dem noch nicht durch die vierte Prüfung abgedeckten Bereich, haben sie die Möglichkeit eine Präsentationsprüfung mit schriftlicher Ausarbeitung oder eine mündliche Prüfung abzulegen.
Alle Prüfungen werden mit der bereits erläuterten Punkteskala bewertet. Der Abschluss wird entsprechend mit einer Gesamtnote sowie mit einer Übersicht der absolvierten Module und Projekte verknüpft. Die Gesamtnote kann zum Besuch der Oberstufe qualifizieren. Nach dem zweiten Abschluss können die Schüler*innen ihre Schullaufbahn aber auch beenden.



← zurück