3. April 2022

LMV April 2022: Schluss mit der Ausbeutung von Tieren zum Vergnügen – Zur Schau-Stellen von Tieren auf öffentlichen Plätzen verbieten!



Im Januar 2022 wurde in Rodgau im Landkreis Offenbach ein wegweisender Erfolg für den Tierschutz erreicht. Die dortige Stadtverordnetenversammlung hat entschieden, “Flächen in städtischem Eigentum oder Besitz künftig nur noch Zirkusbetrieben oder Veranstaltern zu überlassen, die keine Tiere zur Schau stellen”.


Viele Kommunen fordern seit Langem ein Wildtier- oder gar ein generelles Tierverbot in Zirkussen. Rodgau ist – laut Medienberichten – die erste Kommune Deutschlands, die dieses tatsächlich umsetzen konnte. Die Grüne Jugend Hessen sprach sich auf der Landesmitgliederversammlung bereits im März 2018 für ein generelles Tierverbot in Zirkussen aus und auch von der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gab es im Jahr 2019 einen Antrag auf ein Wildtierverbot in Zirkusbetrieben. Diese Forderungen sind richtig und wichtig -wenn auch bisher unerfüllt – doch wir sollten hier noch weiter gehen.


Wir fordern ein hessenweites generelles Verbot des Zur-Schau-Stellens von Tieren auf öffentlichen Plätzen! Damit sprechen wir uns nicht nur gegen Zirkusbetriebe aus, in denen Tiere sämtlicher Arten gequält werden, sondern setzen auch Kirmes- Attraktionen wie dem“Ponyreiten” ein Ende.

Insbesondere Wildtiere (Tiger, Löwen, Elefanten, Nashörner, Giraffen, Seelöwen, Affen etc.) haben sehr spezielle Bedürfnisse, die in einem Zirkus – allein aufgrund der dortigen Gegebenheiten – nicht erfüllt werden können. So benötigen Wildtiere ausreichend Auslauf und die Betreuung durch speziell ausgebildete Tierärzt*innen, die in Deutschland nicht an jedem Standort gewährleistet werden kann. Die Folgen dessen sind Krankheiten, ein gestörtes Sozialverhalten der Tiere und die daraus resultierenden Unfälle, bei denen in den letzten 27 Jahren fast 900 Tiere zu Schaden kamen (in Deutschland).

Rechtlich wurde dem Thema lange kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Die jüngste große Änderung war ein von Julia Klöckner entworfenes Nachstellverbot bestimmter Tierarten (Tiger und Löwen sind nicht dabei!), das besagt, dass bestimmte Tierarten in Zukunft nicht mehr von Zirkussen eingekauft werden dürfen. Eine akute Verbesserung für alle Zirkustiere bleibt damit aus.

Aber auch sogenannte domestizierte Tiere werden in vielen Zirkusbetrieben zur Schau gestellt. Dazu zählen zum unter anderem Hunde, Pferde und Ziegen. Diese Tiere leiden ebenfalls unter dem Stress durch ständige Standortwechsel, mangelnden Auslauf und nicht artgerechte “Erziehungsmethoden”. Da 90 % der deutschen Zirkusbetriebe kein festes Winterquartier haben, leiden die meisten Tiere nicht nur während der Spielzeiten, sondern ihr gesamtes Leben lang.

Die Situation ist nicht weniger misslich bei Schaustellerinnen, die Tiere auf Kirmessen ausstellen. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist das “Ponyreiten” bzw. das “Ponykarussell”. Dabei werden Ponys und Pferde dazu gezwungen in einem Gestell fixiert im Kreis zu laufen, damit Menschen auf ihnen Reiten können. Neben physischen Schäden, vor allem an Wirbelsäule und Gelenken, durch oft nicht passendes Zaumzeug und dem stundenlangen Im-Kreis-Laufen,werden die Tiere durch die monotone Beschäftigung psychisch strapaziert und leiden zusätzlich durch das laute Kirmes-Umfeld unter konstantem Stress.

Es gibt eine rechtliche Grundlage des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2001 für das Betreiben einer solchen “Attraktion”,welche allerdings aus Tierschutzaspekten absolut unzureichend ist. Sie besagt, dass den Tieren nur alle vier Stunden eine kurze Pause zugestanden wird,wobei der Umgang mit extremen Wettersituationen mit keinem Wort Berücksichtigung findet. Viele Tierärzt*innen sprechen sich mittlerweile gegen diese Form der Tiernutzung auf Kirmessen und Jahrmärkten aus und bewerten das stundenlange Im-Kreis-Laufen als absolut verhaltenswidrig.


Ein generelles Verbot des Zur-Schau-Stellens von Tieren auf öffentlichen Plätzen könnte nicht nur das bereits bestehende Tierleid beenden, sondern auch zukünftiges Leid für Tausende von Tieren verhindern.

Doch es reicht nicht, Tiere aus den Manegen zu holen und Ponykarussells zu verbieten – ein Bewusstseinswechsel in der Bevölkerung muss stattfinden! Tiere sind keine Attraktionen, die dazu dienen uns zu bereichern. Sie sind zu respektierende Lebewesen, die ebenso wie wir Menschen Schmerzen, Leid und Stress aber auch Freude und Wohlbehagen empfinden! Deshalb sollten sie geschützt und umsorgt werden, anstatt sie als Einnahmequelle für persönliche Profite zu missbrauchen.


Wir hoffen auf eine Welt, die keinen Speziesismus mehr kennen wird und in der Tiere nicht mehr für unser Vergnügen ausgebeutet werden. Indem ihr unseren Antrag unterstützt,machen wir gemeinsam einen ersten Schritt in eine Zukunft mit weniger Tierleid.

Beschlossen am 03.04.2022 auf der Landesmitgliederversammlung in Wetzlar



← zurück