19. November 2015

LMV Dezember 2011: Mobilität neu denken



Die Grüne Jugend Hessen setzt sich für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Mobilitätspolitik ein. Unser jetziges Mobilitätsverhalten, welches überwiegend auf dem Individualverkehr basiert, führt dazu, dass knapp ein Viertel der Emissionen dem Verkehr zuzuschreiben sind. Immer mehr effizientere Autos können das Problem nicht lösen, vielmehr mildern sie kurzfristig die schlimmsten Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs auf einem zu vernachlässigenden Niveau ab. Was wir brauchen, ist ein intelligentes Mobilitätsangebot, welches das ursprüngliche Bedürfnis befriedigt, möglichst bequem und schnell von einem Punkt an den anderen zu kommen. Dabei dürfen ökologische und soziale Aspekte nicht zu kurz kommen. Die GJH hat das Ziel mit grüner Verkehrspolitik den Anteil motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen möglichst zu verringern. Durch politische sprich steuerliche, regulierende sowie lenkende Maßnahmen im Bereich der Verkehrs- und Raumentwicklung darf Individualverkehr nicht länger gefördert werden.

1. Die Mobilitätsinfrastruktur in Hessen ist sehr unterschiedlich: Einem sehr gut ausgebauten Nahverkehrsnetz im Rhein-Main Gebiet steht ein eher schwacher ÖPNV in Mittel, Nord- und Osthessen gegenüber. Ein neues Mobilitätskonzept muss diese Unterschiede durchaus berücksichtigen.

2. In der Stadt muss der ÖPNV weiterhin bedarfsgerecht ausgebaut werden. Die Angebote für ältere Menschen sind zu vertiefen und auch Kindern muss die gefahr- und problemlose Nutzung von S-Bahnen, U-Bahnen und Bussen möglich sein. Besonders Jugendliche sind auf den ÖPNV auch nachts angewiesen, wofür bedarfsgerechte Angebote zu schaffen sind.

3. Ländlicher Raum: Auch im ländlichen Raum steht ein weiterer Ausbau des ÖPNV an vorderster Stelle. Im ländlichen Raum werden Menschen, die Angebotsverbesserungen im ÖPNV erkämpfen möchten, sehr häufig mit dem Totschlagargument „Das rechnet sich doch eh nicht!“ ausgebremst. Wir haben die Position, dass Mobilität ein Grundrecht ist und es jedem Menschen, egal ob sie oder er auf dem Land oder in der Stadt lebt, ermöglicht werden soll ohne Auto mobil zu sein. Durch intelligente Verzahnungen von öffentlichen und privaten Mobilitätskonzepten (u.a. Bürger_innenbus-Angebote,…), bedarfsgerechte Angebote (z.B. Anruf-Sammeltaxi-Syteme,…) und Anschlusssicherungen (Wechsel von der Bahn in den Bus) möchten wir eine gute Versorgung der ländlichen Räume erreichen. Flexibilität ist für viele Verkehrsverbünde noch ein Fremdwort, das muss sich ändern. Einen weitaus größeren Baustein nimmt der Individualverkehr in ländlichen Regionen ein. Daraus folgend muss es mehr Park+Ride Parkplätze geben und durch Elektro-Tankstellen an Bahnhöfen die Elektromobilität gefördert werden.

Individualverkehr soll in Städten durch ein gutes ÖPNV-Angebot so gut wie unnötig gemacht werden. Wir wollen durch eine PKW- Maut im Stadtzentrum, Umweltzonen, beschränkte Parkplatzangebote, Park+Ride-Angebote die Nutzung des ÖPNV wesentlich attraktiver machen als die Nutzung des eigenen PKW in der Stadt. Durch besondere Parkplatz- und Fahrbahnangebote für Car-Sharing oder Elektrofahrzeuge sowie für Fahrradfahrer soll die Attraktivität dieser Fortbewegungsarten ebenfalls gesteigert werden.
Doch auch der ÖPNV muss optimiert werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Großteil der Busse noch immer mit Diesel betrieben wird, teilweise gar noch ohne Rußpartikelfilter. Hier muss eine konsequente Umrüstung auf Fahrzeuge stattfinden, welche mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Uns ist klar, dass es ganz ohne Autos oder LKW in der Stadt nicht geht. Allein der Transport von Waren benötigt Verkehrsinfrastruktur. Jedoch möchten wir durch eine
Änderung der Rahmenbedingungen auch diejenigen dazu bringen, den ÖPNV zu nutzen, die bisher aus Bequemlichkeit lieber auf ihren eigenen PKW zurückgreifen.
In der Stadt ist Elektromobilität deshalb ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Verkehrspolitik: Klar ist, dass Elektromobilität nur mit erneuerbaren Energien betrieben werden darf und nicht dazu führen darf, dass weitere Kohlekraftwerke gebaut werden. Durch Sonderrechte (Steuern, Stadtentwicklung) für E-Mobile und weitere Fahrzeuge mit Elektroantrieb kann dazu beigetragen werden.
Durch eine nachfrageorientierte Mobilitätspolitik, die gleichermaßen soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt, soll dazu beigetragen werden, dass in Zukunft die Mobilitätsbedürfnisse in der Stadt zum Großteil durch den ÖPNV befriedigt werden und der Individualverkehr, der übrig bleibt, nicht mehr auf umweltbelastenden Motoren basiert.



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