10. November 2017

LMV November 2017: Für einen ethischeren Konsum: Verbraucher*innen stärken, Industrie verpflichten.



Täglich leiden Milliarden Tiere weltweit unter der menschlichen Ausbeutung. Sie werden gezüchtet, gemästet, eingesperrt, misshandelt, verstümmelt und getötet. Dies ist nicht nur katastrophal für die betroffenen Tiere, sondern hat auch negative Folgen für die Regenwälder, das Klima und die Böden. Dass Tiere Leid empfinden, ist heute unter Wissenschaftler*innen kaum mehr umstritten und steht auch bereits im deutschen Tierschutzgesetz. Dennoch geht die Industrie mit den Tieren meist so um, als wären diese empfindungslos.

Für die GRÜNE JUGEND Hessen ist klar: Tiere verdienen Respekt und unseren Schutz.

Um zu einem Konsum zu gelangen, der unseren ethischen Vorstellungen angemessen ist, braucht es eine Reihe an Maßnahmen. Dazu wollen wir die Industrie in die Pflicht nehmen, für weniger Tierleid während der Produktion von tierischen Produkten zu sorgen. Die Politik muss zudem Anreize schaffen, ganz auf die Ausnutzung von Tieren zu verzichten und Alternativen zu verwenden (bspw. statt Gelatine Agar-Agar). Die Verbraucher*innen wollen wir durch Transparenz und Aufklärung ermächtigen, reflektierte Kauf- und Konsumentscheidungen treffen zu können, um damit ihren Beitrag zu einer tierleidfreien Welt zu leisten.

Konsum ist jedoch untrennbar mit der persönlichen Freiheit des*der Einzelnen verbunden. Es ist daher letztlich nicht zielführend, den Verbraucher*innen Vorschriften bezüglich ihres Konsums aufzuerlegen. Vielmehr muss es Ziel der grünen Politik sein, die Verbraucher*innen dazu zu ermutigen und ihnen Möglichkeiten zu geben, ihr Kauf- und Konsumverhalten zu überdenken und idealerweise ökologischer und ethischer zu gestalten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ökologisches Kauf- und Konsumverhalten auch für alle finanzierbar sein muss. Auch dafür muss grüne Politik sorgen.

Hierzu fordert die GRÜNGE JUGEND Hessen eine Reihe an Maßnahmen:

Für ein tägliches veganes Angebot

Mensen und Cafeterien einer bestimmten Größe sollen dazu verpflichtet werden, jeden Tag mindestens ein veganes Gericht anzubieten. Dadurch bekommt jede*r Verbraucher*in die Möglichkeit auf Fleisch und andere Tierprodukte zu verzichten, sodass niemand auf Grund von Mangel an Angeboten Fleisch und Co. essen muss. Dieses vegane Angebot sollte in der Regel günstiger als die anderen Essen sein.

Schrittweise Verbesserung der Haltungsbedingungen

Massentierhaltung ist nicht artgerecht und widerspricht unseren ethischen Vorstellungen. Es kann Menschen nicht abgesprochen werden, Tiere zu konsumieren, wir müssen uns aber dennoch dafür einsetzen, das dabei entstehende Leid zu reduzieren. Die GRÜNE JUGEND Hessen fordert eine schrittweise Verbesserung der Tierhaltungsbedingungen in konventioneller und in biologischer Tierhaltung. So ist es denkbar, die vorgeschriebenen Mindeststandards bezüglich des Platzangebots, der Bodenbeschaffung und des Futterangebots Jahr für Jahr anzuheben. Das mindestens geforderte Platzangebot für Nutztiere sollte jedes Jahr erhöht werden, bis eine Verdopplung zum aktuellen Standard erreicht worden ist.

Verpflichtende Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln

Wer sich entschieden hat, keine Produkte zu konsumieren, für die ein Tier getötet wurde, oder gänzlich auf tierische Produkte verzichten möchte, stößt schnell auf ein Problem: Nicht immer ist der Verpackung von Lebensmitteln, Kleidung oder Kosmetikartikeln zu entnehmen, ob es sich für eine vegetarische oder vegane Lebensweise eignet. Einige tierische Bestandteile werden dabei hinter komplizierten Begriffen oder Zahlencodes versteckt oder gar nicht erst angeben, weil sie nur während des Produktionsprozesses verwendet wurden, letztlich aber wieder aus dem Produkt entfernt worden sind, wie etwa beim Gelatineeinsatz zur Klärung von Säften und Wein.

Die GRÜNE JUGEND Hessen fordert eine verpflichtende, einheitliche und unkomplizierte Kennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung jedes Lebensmittels und Kosmetikartikels. Bei Kleidung ist auf dem Preisschild anzugeben, ob das Produkt tierische Wolle oder sonstige tierische Bestandteile enthält. Diese macht klar, ob das Produkt sich für Vegetarier*innen oder Veganer*innen eignet oder nicht. Bei kosmetischen Produkten muss diese Angabe auch durchgeführte wissenschaftliche Versuche an Tieren umfassen.

Keine Amputationen

Momentan werden Schweinen die Schwänze und Hühnern die Schnäbel abgetrennt, da sie sich aufgrund der extrem dichten Haltung sonst gegenseitig damit verletzten würden. Teilweise gilt für die Amputationen ab 2019 immerhin eine Narkosepflicht, um die Schmerzen der Tiere zu mindern. Wir fordern darüber hinaus jedoch ein gänzliches Verbot von Amputationen bei Nutztieren. Bis dahin müssen die Tierfabrikant*innen dafür sorgen, die Haltungsbedingungen der Tiere so zu verbessern, dass sie sich nicht mehr gegenseitig Schaden zufügen.

Verbraucher*innenbetrug verbieten

Schöne grüne Weiden, viel Platz, glückliche Tiere. Oft will die Lebensmittelindustrie uns das Bild eines ungestörten Lebens der so genannten Nutztiere einreden. Dass die Realität oftmals anders aussieht, sollte jeder*jedem klar sein. Wenn auf Lebensmittelverpackungen jedoch Landschaften gedruckt werden, die das verarbeitete Tier nie zu Gesicht bekommen hat, um die Kaufentscheidung der Verbraucher*innen zu beeinflussen, ist das Betrug. Wir fordern einen Stopp dieses Betrugs! Hersteller*innen sollen weiterhin die Möglichkeit haben, Bilder aus der Produktion abzudrucken. Die Abbildungen müssen jedoch aus den Betrieben stammen, aus dem die entsprechen Tierprodukte stammen.

Schulische Bildung einbeziehen

Außerschulische Lernorte werden von vielen Didaktiker*innen als besonders sinnvoll bewertet und sind in der Schule beinahe alltäglich. Im Rahmen des Politikunterrichts besuchen viele Schüler*innen ein Parlament; teils sogar zusätzlich eine Gerichtsverhandlung. Und auch im Deutschunterricht gehört es mittlerweile mit dazu, an Geburtsorte von bedeutenden Schriftsteller*innen zu fahren.

Fakt ist: Ethischer Konsum und Tierhaltung sind in der Schule nur selten Thema. Das muss sich ändern! Die GRÜNE JUGEND Hessen fordert eine intensive und fächerübergreifende Auseinandersetzung mit den Themen des nachhaltigen und ethischen Konsums.

Haltungsbedingungen transparent machen

Das Kennzeichnungssystem von Hühnereiern ist eine echte Erfolgsgeschichte. Das Transparentmachen der Haltungsbedingungen von Eiern hat gezeigt: Wenn Kund*innen die Wahl haben, meiden sie tierquälerische Produkte gezielt. Diesen Erfolg wollen wir auf andere tierische Erzeugnisse übertragen. Die GRÜNE JUGEND Hessen fordert eine verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsbedingungen bei Milchprodukten und Fleisch. Vorbild sollte dabei das Kennzeichnungssystem von Hühnereiern sein. Außerdem soll die Kennzeichnung bezüglich der Haltungsbedingungen auch auf verarbeitete Tierprodukte ausgedehnt werden.

Es bleibt dabei: „Kückenschreddern“ stoppen!

Schon lange fordert die GRÜNE JUGEND Hessen, das millionenfache Töten von männlichen Küken noch am Tag ihrer Geburt zu beenden. Es bleibt dabei: Ein Lebewesen zu töten, da es aufgrund des Geschlechts nicht genug Profit abwirft, ist moralisch durch nichts zu rechtfertigen. Die Lebensmittelindustrie ist somit unter Zugzwang. Entweder müssen wissenschaftliche Maßnahmen entwickelt werden, die eine Früherkennung des Geschlechts von ungeborenen Küken ermöglichen oder noch besser: Den männlichen Küken wird ein artgerechtes Leben ermöglicht, was mit minimalen Mehrkosten durchaus machbar wäre.

Keine höheren Steuern auf vegane Lebensmittel

Fleisch und Milch kauft der*die Verbraucher*in aktuell, wie andere Grundnahrungsmittel auch, zu einem vergünstigten Mehrwertsteuersatz von nur 7%. Das Mehrwertsteuersystem bedarf einer Überholung. Bis zu einer generellen Aktualisierung und Vereinfachung des Systems fordert die GRÜNE JUGEND Hessen: Der vergünstigte Mehrwertsteuersatz muss auch auf Milchersatzprodukte und Fleischalternativen wie Hafermilch, Tofu und Seitan angewendet werden.

Durch diese Maßnahmen soll das Leid der Tiere und die weltweiten negativen Konsequenzen der Tierhaltung reduziert werden. Dazu braucht es einen ethischen Konsum bei dem Verbraucher*innen und Industrie zu gleichen Teilen eine wichtige Rolle spielen.



← zurück